Was am Ende bleibt …

Heute möchte ich gerne den Raum hier nutzen, um etwas von mir zu erzählen.
Ich weiß nicht, wo ich es besser könnte als hier, und ich bin froh, dass ich diese Website noch nicht gelöscht habe, denn es ist zu intim für meine andere Homepage.

So will ich ein wenig über meinen Vater erzählen – und damit gleichzeitig über mich.
Nach 18 Monaten endet die wohl intensivste Phase meines Lebens.
Die Zeit, in der ich meinen Vater durch seine Krebserkrankung begleitet habe.
Doch Halt – ich muss noch früher anfangen: mit Ostern 2016.
Etwa zu dieser Zeit war es- ich war etwas schlanker als jetzt gerade, als ich meinen Kleiderschrank inspizierte und einen dunkelblauen Hosenanzug ausrangieren wollte, der mir zu groß war.
Ich hielt den Bügel mit dem Anzug in der Hand … und plötzlich durchzuckte mich ein Gedanke.
„Stopp, das geht nicht. Du brauchst den Anzug noch für Papas Beerdigung“.
Das kam aus heiterem Himmel, aber ich wusste in jenem Moment, dass es wahr war.
Ich weiß nicht, ob das jemand von euch kennt – diese Art von Eingebungen, der sechste Sinn – etwas, das feststeht, ohne dass es dafür realistische Beweise gäbe.

Ich kriegte eine Gänsehaut und ließ die letzten Monate Revue passieren.
Ich hatte irgendwann bemerkt, dass mein Vater nicht mehr lachte, dass der Glanz aus seinen Augen verschwunden war, dass er manchmal müde wirkte. Etwas hatte sich verändert.
Als dann im Oktober 2016 die Diagnose Krebs gestellt wurde, war ich irgendwie gewappnet.

Mein Vater entschied sich für die klassische Behandlung: Krankenhaus und Chemotherapie.
Alternative Heilmethoden lehnte er ab. Und obwohl ich ihn anfangs noch umstimmen wollte, konnte ich dann irgendwann seine Entscheidung akzeptieren.
Ich habe unzählige Stunden zusammen mit ihm verbracht: im Auto – auf der Fahrt ins Krankenhaus, oder vom Krankenhaus nach Hause, auf Krankenhausfluren – darauf wartend, dass das Zimmer frei würde, in der Aufnahme, in der Ersten Hilfe, an seinem Krankenbett.
Mein Vater war immer der Meinung, er würde es schaffen, er hatte „schon Schlimmeres überstanden“.
Und wenn ihn jemand fragte, wie es ihm ginge, dann sagte er: „Gut. Mir geht es gut. Ich habe nur Krebs“.
Nie war er krank in seinem Leben. Ein einziges Mal hatte er eine heftige Grippe mit Halluzinationen, das war, als er Mitte 40 war. Das war das Einzigste. Erst mit Achtzig musste er eine Prostatata- und eine Blutdrucktablette nehmen.
Keine Medikamente sein ganzes Leben lang sonst.
18 Monate lang Chemotherapie – er zog das voll durch. Manchmal waren seine Blutwerte so schlecht, dass er eine Bluttransfusion brauchte – und immer noch machte er weiter.
Ich hörte mir an, wie erfolgreich die Chemo sei. Der Tumor würde schrumpfen, und sah meinen Vater neben mir verschwinden. Sah, wie ihn die Therapie auszehrte, erlebte seinen Kampf mit, sein Nicht-darüber-sprechen-Wollen oder -Können.
Aber das war nicht nötig. Wir beide – er und ich – waren zwei, die gut miteinander schweigen konnten.
Ich saß einfach an seinem Bett, ich wartetet mit ihm auf einem Flur, und er und ich wussten, ohne dass wir darüber sprachen.
Meine Mutter klappte unter der emotionalen Belastung mehrmals zusammen und musste auch ins Krankenhaus, und ich raste von Station zu Station.
Es war eine anstrengende Zeit.
Dann die ganze Bürokratie. Neben der emotionalen Belastung alles regeln – Pflegegeld, Schwerbehinderung, Krankenkasse, Beihilfe, diverse Hilfsmittel wie Toilettenstuhl, Badewannenlift, Krankenbett, medizinische und pflegerische Versorgung zu Hause.

Im letzten Vierteljahr war ich fast täglich mehrere Stunden mit meinen Eltern zusammen.
Nie hätte ich gedacht, dass ich das aushalten könnte.
Doch in mir war die ganze Zeit über eine große Ruhe. Ich fühlte mich total im Reinen mit meinem Vater, auch damit, dass er gehen würde.
Und so konnte ich einfach da sein für ihn, und auch für meine Mutter.
Im März lag er nur noch im Bett. Wir kriegten ein Palliativteam an die Seite gestellt, und mir war klar, es würde nun nicht mehr lange dauern.
Ich schlief 2 Nächte neben ihm im Schafzimmer, hörte seinen schweren Atem, schleppte ihn die eine Nacht 4 oder 5mal auf die Toilette, immer in Sorge, dass er stürzen könnte, weil er fast nicht mehr gehen konnte.

Dann kamen zwei schlimme Tage, an denen er sehr eingetrübt war und es nicht klar war, ob er uns überhaupt noch erkannte.
Am 26. März war endlich ein Platz im Hospiz frei, und wir konnten ihn morgens verlegen lassen.
Dort verstarb er nachmittags, einen Tag vor seinem 85. Geburtstag.
Wir waren bei ihm – meine Mutter, meine Tochter und ich.
Er tat seinen letzten Atemzug in meinem Arm.
Ich bin so unendlich dankbar, dass das möglich war.
Und ich glaube, mein Vater wollte nicht zu Hause im eigenen Bett sterben – wahrscheinlich dachte er an meine Mutter dabei.
Zusammen mit zwei Pflegerinnen haben wir ihn gewaschen, eingeölt und ihm seine Kleidung angezogen.
Ich fand in dem sauberen Hopizzimmer auf dem Boden unter seinem Bett eine weiße Feder und steckte sie ihm für seine letzte Reise in die Brusttasche seines Oberhemdes.

Seit drei Tagen besucht mich auf meinem Balkon eine Amsel.
Sie sitzt da, schaut zum Fenster herein und fängt an zu singen.
Normalerweise kommen nur Spatzen und Meisen.
Ich freue mich total über die Amsel und denke, sie bringt Grüße von drüben.

Wenn ich über die vergangenen Monate nachdenke, kann ich sagen, dass wir als Familie noch einmal unglaublich zusammengewachsen sind. Nie waren mir meine Eltern näher, nie war ich mir der Gefühle für meinen Vater sicherer. Trotz der Anstrengung und des Leids und der Trauer war es eine wichtige Erfahrung, und heute Morgen kam mir der Gedanke, dass die Sorge um meinen Vater mich auch noch mit aus meiner Depression geholt hat.
Ich musste mich kümmern – das hat mich von mir selber abgelenkt.
Es ist gut, wenn da andere Menschen sind, denen man sich verbunden fühlt.
Ohne es zu wissen, hat mein Vater wohl mit dazu beigetragen, dass ich wieder in eine Gesundheit gefunden habe, in der ich mich stabil und geerdet fühle.
Ich weiß um meine Wurzeln, ich verdanke meinem Vater so viel.
Er war Einer, der mich immer akzeptiert hat, mich nie an meinem Tun bemessen hat, nur an dem, dass ich einfach seine Tochter war. Es sah mich. Er liebte mich. Und ich liebte ihn.
Er prägte so sehr mein Männerbild.
Und durch ihn lernte ich Männer kennen, die mich als Frau akzeptieren und lieben konnten.
Was für eine Gnade, so einen Vater zu haben – und was für eine Gnade, dass ich am Ende ein bisschen was zurück geben konnte.

Danke Papa,
auch wenn du gegangen bist –
die Liebe, die bleibt.

Neuigkeiten – Der Blog ist aktiviert

Hallo, ihr Lieben …

Ich freue mich ganz dolle, weil ich eben auf meiner neuen Website die ersten beiden Einträge freigeschaltet habe.

Wer Interesse hat, mir weiter zu folgen, findet mich ab sofort also hier:

https://www.angelajelinski.com/blog

Ich werde dort im Besonderen meiner Strichmännchenleidenschaft nachkommen und eine kleine Adventsgeschichte erzählen.

Wenn ihr meine kleine Linny an 24 Tagen begleiten wollt, dann macht doch jeden Tag ein Türchen auf und verfolgt mit, was sie so erlebt.

Ich muss noch ein bisschen dort drüben herumbasteln – die Kommentarfunktion suchen, und so weiter … und hoffe, dass ich das alles hinkriege.

Liebe Grüße an euch alle,

Angela.

P.S. Ich wollte noch ein Bild hochladen von meinem kleinen Strichmännchen-Mädchen, aber das geht heute nicht. Es soll wohl nicht sein … also kommt doch bitte rüber, gucken. Ciao, auf bald.

Füße, endlich Füße – oder raus aus der Anonymität

Lange hat es gedauert, aber in den letzten Monaten bin ich wieder mehr und mehr in mich hineingewachsen.

Längst bin ich nicht mehr die Alte – vielmehr ist da wirklich metamorphorisch etwas Neues entstanden, das ich auch bin, und das ich vorher noch nicht war.

Und schon längst habe ich zurück gefunden in meine Art des Ausdrucks (ihr werdet es bemerkt haben), und so konnten wir die Rollen wieder tauschen.

Keki durfte spielen und sich austoben.                                                                                                             Dieses Alter Ego, das mir eine so große Hilfe war.

„Keki“ steht für Kellerkind, das damals auftauchte, als ich in meiner Depression versank und meine Gefühle und meine Sprache verlor.

Wie aus dem Nichts ermöglichte mir die Kreativität, die plötzlich aufploppte, meinen Zugang zum Außen zu behalten … ja vielmehr wirklich einzutauchen in eine sprudelnde Ideenwelt, die mir vorher nicht zugänglich war.

Und so habe ich wieder festen Boden unter den Füßen, und es wird Zeit, auch meiner Keki symbolisch endlich die Füße zuzugestehen, damit das Laufen, Springen und Tanzen noch einfacher und schöner wird.                                                                                                                                                                              

Ich selbst habe mir ein Herz gefasst (weil sie ja ständig auch in mein Ohr flüsterte „Los, mach. Spring endlich…“) und meine neue Website online gestellt.                                                                                      Ewig habe ich das vor mir hergeschoben. Aber nun ist es soweit.                                                                Ich habe beschlossen mich der Welt zu zeigen.                                                                                           Nicht länger auf dem Sofa zu sitzen, sondern meine Arbeiten zu präsentieren und auch zu verkaufen.   Herauszutreten aus der Anonymität und der feinen kuscheligen Nische des Sich-Verstecken-Könnens und mich hinzustellen und der Welt zu zeigen, wer ich bin.

Ich heiße also nicht Bella (wie Keki mich immer nannte), sondern Angela.                                           Angela – gesprochen nicht wie „Angela Merkel“, sondern mit einem weicheren G, so italienisch – wie: Andschela.

Kommt gerne gucken und besucht mich auf:

Angela JelinskiGeschichten mit Tusche und Pinsel

Auch auf der neuen Website werde ich einen Blog einrichten, denn es gibt was über meine Strichmännchen-Leidenschaft zu berichten. Und die ist dort besser aufgehoben als hier.                       Ich werde außerdem über alles schreiben, was mit dem Malen und Zeichnen in Verbindung steht.

Und obwohl jetzt hier eine treue Leserschaft entstanden ist und eine Menge traffic geschieht – so heißt es wohl in Blogsprache, bin ich mir nicht sicher, ob ich hierher zurückkommen werde.           Denn auch, wenn es mal emotionaler wird, dann darf das auch dort sein, denn ich muss das nicht abspalten und hier darüber berichten, während ich auf meinem Kreativblog über anderes schreibe.   Es gehört ja ALLES zu mir.                                                                                                                                      So denke ich jedenfalls heute. Mal sehen, was geschieht.

So, jetzt zeige ich euch die Verwandlung.

Hallo

 

 

Los geht´s

Hurra

 

Ich bedanke mich bei Keki – ich bedanke mich bei mir (oder bei meinem Höheren Selbst) – für jene große Kraft, die mich immer getragen hat.

Danke

Und ich bedanke mich von Herzen bei euch, die ihr hier gelesen und kommentiert und über zwei Jahre lang beständig meinen Blog besucht habt.

Auch jene von euch, die noch neu sind, möchte ich ansprechen. Denn ich habe mich immer gefragt, wie das sein kann, dass da immer noch neue Leser/innen dazu kommen.

Ich habe ja recht wenig geschrieben in den letzten Monaten (jetzt mal abgesehen vom Inktober.).

Es tut mir leid, dass ich nicht öfter auf euren Seiten unterwegs war, aber ich habe viele Stunden mit Malen und Zeichnen verbracht, und ihr wisst ja selbst, wie schnell es geht, dass man beim Lesen irgendwo „hängenbleibt“.

 Seid herzlich eingeladen, meine Website zu besuchen.

 Also, auf Wiedersehen.

 Eure Keki und Angela

 

 

Fin – Oder die Moral von der Geschicht´

Nach 31 Inktober-Tagen endet nun meine Geschichte.

31 Tage, die ich wieder damit verbracht habe, jeden Tag ein Bild zu malen. Jeden Tag eine neue Herausforderung, denn ich male das nicht einfach so runter, sondern sah mich vor diverse Schwierigkeiten gestellt. Würde es mir gelingen, eine Idee, ein Bild, das ich im Kopf hatte, zu Papier zu bringen? Da galt es Perspektiven zu zeigen und umzusetzen, Gesichtsausdrücke zu malen, ja überhaupt zwei Charaktere zu schaffen, die einen Wiedererkennungswert haben und denen man irgendwie die Gemütsregungen anzusehen vermag. Nicht nur im Ausdruck des Gesichts, sondern auch in der Körperhaltung.

Natürlich wimmelt es in meinen bildlichen Darstellungen nur so vor Fehlern … kleineren und größeren. Manchmal stimmen die Proportionen nicht, manchmal wirken die Figuren hölzern, nicht genügend in Bewegung. In bestimmten Szenen gefallen mir die Gesichtsausdrücke nicht. Einige Szenen würde ich nochmal komplett neu malen …

Einmal habe ich einen Flüchtigkeitsfehler gemacht – ich weiß, dass es „Les cupcakes de Mademoiselle Babette“ heißen muss, hatte da aber noch ein „s“ drangemalt und es mittlerweile verbessert.

Auch in den Texten könnte man noch viel verändern …

Doch es ist, wie es ist.

Die Perfektionistin in mir muss sich damit abfinden, dass der Oktober nun zu Ende ist – und die Geschichte auch.

Und – haben wir hier ein Happy End?

Das kommt wohl auf die Betrachtung an.

Ich wollte eine Figur darstellen (Babette), die zufrieden ist mit dem Leben, das sie führt. Die in sich ruhig, die sich aufgehoben fühlt in dem, was sie tut. Dann kommt plötzlich – unerwartet – die Liebe in ihr Leben, und ohne Drama fügt sich eines zum anderen.

Denn ich bin überzeugt davon: Ja – es darf leicht gehen.

Wie es nun weitergeht, mag sich jede/jeder selbst ausdenken.

Egal, wie lange die beiden – Babette und Flann – wohl zusammen sein werden, möge es eine gute Zeit sein. Und selbst, wenn die Wege auseinandergehen, dann wird auch das richtig sein. Auch dies ist ein happy end, denn schließlich dient alles unserem Wohl.

Erfahrungen, die wir machen, geschehen nicht einfach so. Wir haben eine Saat gelegt, und die geht irgendwann auf.

Ich bin jedenfalls total zufrieden mit mir.

Freue mich sehr, dass ich mich dieser Aufgabe gestellt habe und bin mir gewahr, wie viel ich wieder gelernt habe dadurch.

Und obwohl mein innerer Kritiker immer mit auf meiner Schulter saß (und dies war wirklich kein leichter Monat für mich – denn das Thema Selbstzweifel war ein großes), habe ich einfach weitergemacht und mich jeden Tag neu der Aufgabe gestellt.

Ich weiß genau, woran es noch zu üben gilt.

Ich weiß genau, wie leicht es ist, mich nicht zu zeigen und auf dem Sofa sitzen zu bleiben, weil „Andere das sowieso viel besser können als ich“…

 Als ich vor zwei Jahren in Berlin in einer Ausstellung über Vincent Van Gogh gewesen bin, hat mich einer seiner Sätze tief beeindruckt:

„Ich male am liebsten das, was ich noch nicht kann – damit ich es lerne“.

Inktober 2017 („Meergrün“)

Babette und Flann (31)

Als Flann sie ansieht und  den Kopf neigt, da weiß sie auch schon, wie dieser Kuss schmecken wird.

Doch hier blenden wir ab, denn Babette ist ein wenig altmodisch und teilt Intimitäten nicht mit der Öffentlichkeit.

Wer die Story verfolgt hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass Babette eine Schwäche für blau-grüne Farbtöne hat.

Und während Babette jetzt eintaucht in ein besonderes Meergrün, verlassen wir diese Geschichte.

 

Fin